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Karriere

Deutschlands Fachkräftemangel ist hausgemacht - neue Karrierewege für eine neue Arbeitswelt

8. Januar 2019

Motivation, Lernfähigkeit & Soft Skills müssen die entscheidenden Kriterien sein - nicht Noten oder Abschlüsse

Wie New Work Thinking und Diversity für mehr digitale Talente sorgen

von Dalia Das, Gründerin und CEO von neue fische

Um einen Job zu bekommen, muss man ihn eigentlich schon mal gemacht haben – so fasst es Wharton Professor Peter Capelli in seinem Buch „Why Good People Cannot Find Jobs“ zusammen. Kein Wunder, dass heute viele Jobs unbesetzt bleiben. Hinzu kommt: 85 Prozent der Jobs, die heute Studierende in 2030 ausüben werden, existieren jetzt noch gar nicht. Wenn wir diese Herausforderungen meistern wollen, brauchen wir Veränderung bei der Auswahl von Kandidaten: Noten, Abschlüsse und Vorerfahrungen treten zunehmend in den Hintergrund. Stattdessen müssen Motivation, Lernfähigkeit und Soft Skills die entscheidenden Selektionskriterien sein  –  Job- und Karrieregrenzen müssen durchlässiger werden.

Zahlreiche Unternehmen aller Branchen, Größen und Ausrichtungen klagen über zu wenige und vor allem unzureichend bedarfsgerechte Bewerbungen. Beispielsweise vermeldete die BITKOM Ende 2017 rund 55.000 offene IT- Stellen. Dabei dauert die durchschnittliche Besetzung einer solchen Stelle hierzulande 130 bis 150 Tage. Tendenz steigend. Natürlich liegt es unter anderem daran, dass wir es in den letzten Jahrzehnten versäumt haben, MINT in den Schulen so spannend zu gestalten, dass ein anschließendes Studium dieser Fächer erstrebenswert erscheint. Und natürlich haben es die meisten Universitäten versäumt, ihre Informatikstudiengänge praxisnäher und arbeitsmarktrelevanter zu gestalten. Als Folge hat das Informatikstudium an Attraktivität verloren, die Einschreibezahlen sinken und der Bedarf nach digitalen Fachkräften kann kaum aus dieser Quelle gespeist werden. Geschenkt! In der Diskussion über den Fachkräftemangel kommen aber oft zwei weitere Aspekte viel zu kurz und stellt gleichzeitig wichtige Lösungsansätze dar. 

Jobgrenzen müssen durchlässiger werden, und warum New Work auch New Education braucht.

Bildungsinstitutionen und Unternehmen verharren noch oft in tradierten Denkmustern, die von Schulnoten, formellen Abschlüssen und vorheriger Berufserfahrung geprägt sind. Der Zugang zum Studium wird über die Abiturnoten reguliert, kompetenzorientierte Auswahlverfahren sind an Deutschlands Hochschulen eher die Seltenheit. Und um einen Job zu bekommen, muss man ihn eigentlich schon mal gemacht haben – so fasst es Wharton Professor Peter Capelli in seinem Buch „Why Good People Cannot Find Jobs“ zusammen. Kein Wunder, dass heute viele Jobs unbesetzt bleiben. Wenn wir in den Bahnen eines formalisierten Bildungssystems weitermachen, wird sich das Problem nur weiter verschlimmern. So schätzt das Institute for the Future (IFTF), dass 85 Prozent der Jobs, die heute Studierende in 2030 ausüben werden, noch gar nicht existieren – das heißt, wir wissen noch gar nicht, wie diese Jobs und Karrieren einmal aussehen werden.

Noten, Abschlüsse und Vorerfahrungen bei der Auswahl von Kandidaten werden  zunehmend in den Hintergrund treten und stattdessen Motivation, Lernfähigkeit und Soft Skills die entscheidenden Selektionskriterien sein  –  Job- und Karrieregrenzen müssen daher durchlässiger werden. 

Wir bei neue fische verstehen uns als modernes Bildungsunternehmen und leben Prinzipien des New Work Tag für Tag. In der Auswahl unserer Teilnehmer sind wir offen für Quereinsteiger, die uns in unseren Auswahlverfahren davon überzeugen, in eine neue digitale Zukunft einsteigen zu wollen und ihre Kommunikations- und Lernfähigkeit demonstrieren. Wir suchen Studienabbrecher ebenso wie Menschen, die in ihrer alten Karriere einfach nicht mehr glücklich waren, und noch einmal etwas Neues beginnen wollen. Wir suchen Geisteswissenschaftler, die oft nur schwer auf eine Stellenanzeige passen, aber für ihr Studium aus Leidenschaft nicht abgestraft werden wollen. Wir suchen Ingenieure und Naturwissenschaftler, die Algorithmen als Chance verstehen und sich die Verfahren des maschinellen Lernens aneignen möchten. Kurz: Wir suchen nach Menschen, die bereit sind, die Digitalisierung aktiv und selbstbestimmt mitzugestalten. Sie alle möchten wir möglichst schnell in die Lage versetzen, in einem Job als Backend Entwickler oder Data Scientist und bald in anderen digitalen Karrierefeldern arbeiten zu können.

Mit diesem Ansatz adressieren wir auch das zweite Thema, das gleichermaßen Problem wie Lösungsansatz in der IT-Welt ist: Diversity. Wir befähigen nicht nur Quereinsteiger zur aktiven Teilhabe an der Digitalisierung, sondern ermutigen explizit auch Frauen, sich bei uns zu bewerben. Diese bringen genauso viel Interesse und Talent für digitale Berufe mit. Dies belegen die Erfahrungen aus Tech-Bootcamps in den USA, über die alleine in 2017 über 10.000 Frauen erfolgreich in neue digitale Berufe eingestiegen sind. Übrigens haben wir inzwischen auch eigene Statistiken: Die Hälfte unserer Teilnehmenden waren Frauen und fast alle arbeiten inzwischen in ihren neuen digitalen Traumberufen.

 Nicht nur bei der Auswahl unserer Teilnehmer, sondern auch in der Lehre setzen wir auf Aspekte des New Work. In modernen Arbeitsräumen lehren erfahrene Praktiker, die sich weniger als reiner Wissensvermittler, sondern eher als Coach und Mentor verstehen. Keine Zeit für theorielastigen Frontalunterricht nach verstaubtem Buch! Bei uns wird stattdessen in modernen Arbeitsumgebungen agil im Team oder allein Neues erarbeitet. Bei uns wird gelernt, wie moderne Unternehmen arbeiten und wir stützen uns dabei auch auf Elemente der dualen Ausbildung im Handwerk. Denn am Ende unserer Camps steht das individuelle digitale Gesellenstück als echte Arbeitsprobe des neuen eigenen Könnens. Das überzeugt. Interessenten wie Arbeitgeber.

Jeder verdient einen Arbeitgeber, der passt. Moderne Arbeitskulturen und Recruiting Strategien als Erfolgsfaktor im War for Talents.

Vor genau Jahr habe ich neue fische gegründet. Und immer wieder gilt: Jede Quereinsteiger-Geschichte, die wir bei neue fische schreiben, macht mich ein wenig stolz. Da ist zum Beispiel Lena, die ihren Weg jüngst für XING Klartext aufgezeichnet hat. Sie war nach ihrem Studium der BWL als Mediaplanerin beruflich zwar gut unterwegs, aber nicht wirklich glücklich. Die Suche nach der richtigen Veränderung führte sie über Neuseeland zu einem Webprojekt mit Freunden. Hier waren auch Strategie und logisches Denken gefragt. Aber um das Projekt auf die Straße zu bringen, brauchte es einen Coder. Das wurde Lenas neue Rolle – die sie begeisterte. In unserem neue fische Web Developer Intensiv-Bootcamp professionalisierte sie ihre zunächst autodidaktisch angeeigneten Fähigkeiten. Unmittelbar nach dem Abschluss hatte sie mehrere Job-Angebote in der Tasche. Sie stieg als Junior Product Engineer bei der Digitalagentur SinnerSchrader in ihre neue Karriere ein – die inzwischen zur weltweit agierenden Accenture Interactive Group gehört. 

Einen Job, der zu ihr passt, hat auch unsere promovierte Molekular-Biologin Sarah gefunden. Sie erweiterte ihre Erfahrungen aus der Mikrobiologie um die angewandte Data Science und startete nur 14 Tage nach Abschluss in ihrem Traumjob bei unserem Partner Hummingbird Diagnostics in Heidelberg. Das Unternehmen arbeitet an innovativen Mechanismen zur Früherkennung von Tumorerkrankungen, der häufigsten Todesursache in Deutschland, und stellte eine Aufgabe für das digitale Gesellenstück. Sarah überzeugte das Team und stieg ein. Data Science in der Medizin – eine Anwendung mit lebensrettenden Möglichkeiten.

In einer Welt, in der digitale Fachkräfte Mangelware sind, haben sich die Rollen verändert. Digitale Talente wissen um ihren Wert und suchen Arbeitgeber mit Karriere- Perspektiven und Arbeitsbedingungen, die zu ihrer Situation und zu ihrem Leben passen. Der Cultural Fit, also die Kongruenz der gelebten Werte zwischen Unternehmen und Mitarbeitern, ist längst zu einem relevanten Faktor geworden. Dieser Fit wird neben der Fachkompetenz zu einer festen Größe. Und das gilt in beide Richtungen. Bewerbungsprozesse sind keine Einbahnstraße mehr.

Lange haben Start-ups in der Digitalbranche hinsichtlich der Arbeitskultur den Ton angegeben. Denn sie boten etwas, was vielen größeren Unternehmen fehlte: Identifikation und Flexibilität. Im Recruiting waren sie offener für Quereinsteiger. Schließlich sind Gründer oftmals selbst Autodidakten und Pioniere auf ihrem Gebiet. Schneller wachsen wurde damit leichter. Inzwischen haben sich auch größere Unternehmen geöffnet und erkennen Quereinsteiger, New Work, Employer Branding als Chance. Genau diesen Unternehmen bieten wir eine Plattform, bereits früh mit uns zu kooperieren und in unserem Pool bedarfsgerecht nach Talenten zu angeln: Sie können um auf verschiedene Art und Weise bei unseren Teilnehmern für sich zu werben und sich nachhaltig in den Köpfen unserer Talente zu verankern. Partnerunternehmen bringen sich aktiv in das Curriculum ein, stellen Aufgaben oder Daten, stehen mit ihren Teams Rede und Antwort – und überzeugen. 

Employer Branding und Diversity als Teil unseres Erfolgskonzeptes – und das unserer Partnerunternehmen.  

Ich als Gründerin bin überzeugt, dass diejenigen Unternehmen Wettbewerbsvorteile haben, die in einer global zusammengewachsenen Welt Vielfalt leben und fördern – besonders wenn es um das Recruiting von Fachkräften geht. Wenn Linguisten zu Frontend Entwicklern und Biologen zu Data Scientists werden, ist Talent verfügbarer, sind Karrieren durchlässiger, steht interdisziplinäres Denken an der Tagesordnung. Wenn der Frauenanteil der Absolventen bei 50 Prozent statt bei nur 17 Prozent liegt, werden Unternehmen diverser und IT-Teams gemischter. Und bei allem wird Recruiting leichter und billiger, Innovationszyklen werden kürzer und Wachstum gelingt schneller. 

Ende dieses Jahres werden wir fast 200 Menschen für digitale Berufe ausgebildet haben. Über 80 Prozent unserer bisherigen Absolventen haben unmittelbar nach erfolgreichem Abschluss der Bootcamps in einen Job als Softwareentwickler oder Data Scientist gefunden. Sie arbeiten in kleinen Start-ups wie ContentFlow und Hummingbird Diagnostics, in großen Start-ups wie AboutYou, in Digitalagenturen wie SinnerSchrader und Deep Blue Networks und in Großkonzernen wie OTTO. Jeder bei einem namhaften Arbeitgeber, der zu ihnen passt.

Dass wir mit neue fische aktiv zu diesem Wandel beitragen, macht uns stolz und dankbar. „The best way to complain is to make things” hat der amerikanische Musiker James Murphy einmal gesagt. Ein Motto, dass ich sehr gern mag und auch in 2019 leben werde. Happy New Year! 

Eure Dalia


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